Die Tagesschau

Regie: Jan Philipp Stange
Musik: Charlotte Simon, Benjamin Bascom, Jonathan Penca
Dramaturgie: Heiko Stubenrauch
Video: Jakob Engel
Bühne: Josephine Hans, Nils Wildegans
Produktion: Julia Straßer
Performance: Daniel Degeest
Transkription: Werner Schneider
Tanz: Gal Fefferman, Orla McCarthy, Narae Shin, Astrid Smits
Fotos von Irina Ximena Perez Berrio

Uraufführungen am 26. und 28. November 2015 in der Naxoshalle Frankfurt, Wiederaufführungen am 1. und 2. April 2016 im Rahmenprogramm des Lichter-Festivals International, am 10. Juni 2016 beim Körber-Studio “Junge Regie” im Thalia Theater in Hamburg (Shortlist) und am 2. Mai 2017 beim Festival „Radikal Jung“ am Volkstheater in München






Werner Schneider ist hessischer Jugendmeister im Maschineschnellschreiben von 1967. Er lebt im beschaulichen Alsbach-Hähnlein, einem kleinen Dorf an der hessischen Bergstraße als pensionierter Standesbeamter, Leiter des örtlichen Schreibmaschinenvereins und mit einer Schwäche für Richard Wagner. Und er kann etwas, was heute niemand mehr lernt: Er kann gesprochenen Text live mitschreiben. In der Inszenierung der Tagesschau schreibt er nochmals vor Publikum gegen die Zeit an: Er schreibt den Text der Aufführung, indem er live die Nachrichten abtippt, die den Darstellerinnen über Teleprompter angezeigt werden.

Die “Tages-Show” beginnt ebenfalls um 20 Uhr und greift dann zeitgleich zur Sendung die Nachrichten-Texte auf. Durch die Vermischung von Theater, Performance, Tanz, Video und elektronischer Musik entsteht so eine hybride Form von Musiktheater, die sich ästhetisch an der Frage nach der Beziehung zwischen Gemeinschaft und Identität orientiert. Denn zu dem Ritual der Tagesschau kommt fast die ganze Nation zusammen. Die Tagesschau vergemeinschaftet tagtäglich knapp 10 Millionen Fans vor den Fernsehgeräten, informiert sie über die Ferne und vermittelt ihnen doch ein Gefühl der Heimat. Dabei übernimmt sie die antike Rolle des Theaters als Versammlungsort. Flankiert von der Börse und dem Wetter, den modernen Göttern, erscheint sie als Erzählung menschlichen Strebens und Handelns. Der Inhalt ist bei jeder Aufführung einzigartig. Dazu werden Filmaufnahmen gezeigt, die die Produktion der Tagesschau nachzeichnen und mit Bildern aus Werner Schneiders Leben in der hessischen Idylle kurzschließen, der — so stellt sich heraus — in seinem Leben bereits schon einmal die Wege der öffentlich-rechtlichen Medien gekreuzt hat …





So verschränkt sich in der Inszenierung die Erzählung über das Leben eines gewöhnlichen Menschen mit dem aktuellen Weltgeschehen und der bundesdeutschen Fernsehgeschichte. Am Ende wird mit der Wettervorhersage mit Sonne, Wind, Nebel, Laub und Regen ein riesiges Wetterereignis im Theaterraum aufgeführt, das Wagner und Deutschlandkarte zusammenführt.

Die Inszenierung wurde zum Art Award des Lichter-Festivals International 2016 eingeladen, wurde 2016 als Frankfurter Beitrag beim Körber-Preis “Junge Regie” in Hamburg zur Shortlist gezählt und wurde zum Festival „Radikal Jung“ 2017 ans Münchener Volkstheater eingeladen.

Mit freundlicher Unterstützung der HTA, studioNaxos und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt.